Vom Selbst- und Andersdenken

Kinder_PRO

Foto: Grips Theater

„Reicht es nicht, wenn einer denkt?“ Unter anderem dieser Frage gingen hundert Kinder am 30. Juni auf dem diesjährigen Berliner Kinderkongress der GRIPS Werke e.V. zum Thema Selbstbestimmung nach. Die Zeit war knapp, die Runde groß, das Thema knifflig. Dennoch ergab die Pro- und Kontra-Diskussion, die wir führten, eine klare Antwort: Es reicht keinesfalls, wenn einer denkt, und sei er oder sie der/die Schlaueste von allen, wie es sich etwa Platon überlegt hatte. Der meinte, der Philosoph solle einfach König werden. Weil er wisse, was für alle und jeden Einzelnen das Beste sei.

So einfach sei das aber nicht, waren sich die Kinder schnell einig. Schließlich könne auch der Klassenbeste nicht wissen, was etwa der Vater eines Mitschülers gut findet und was nicht. „Jeder hat sein eigenes Wissen!“ lautete die Quintessenz des rasanten Gesprächs. Auch denke jeder etwas anders und komme zu anderen Ergebnissen. Aus diesen Gründen müsse jeder selbst nachdenken, seinen eigenen Verstand benutzen. Warum dies Mut erfordere, wie Kant behauptet, haben wir nicht abschließend klären können. Vielleicht greifen ja die Lehrer, die dabei waren, die Frage noch einmal im Unterricht auf. Dann wieder ohne Mikrofon und Bühnentechnik.